In Deutschland ist das Berufsprinzip zentral für die Verbindung zwischen (Aus-)Bildungssystem und Arbeitsmarkt und daher besonders relevant für die Genese von Ungleichheiten über den Lebensverlauf. Das Projekt untersucht daher die Bedeutung des Berufsprinzips für die (Re-)Produktion von Geschlechterungleichheiten im deutschen Arbeitsmarkt. In der ersten Projektphase haben wir zunächst die Entwicklung beruflicher Geschlechtersegregation zwischen 1976 und 2010 für Deutschland dargestellt und analysiert, wie der Frauenanteil in Berufen kausal mit anderen Berufsmerkmalen, z.B. dem beruflichen Lohnniveau oder dem Teilzeitanteil zusammenhängt. Die Ergebnisse dieser Analysen werden dazu genutzt, den Einfluss dieser beruflichen Merkmale auf nicht-monetäre Aspekte der Arbeitsmarktungleichheiten zwischen Frauen und Männern zu untersuchen. In der zweiten Projektphase untersuchen wir, welche Bedeutung die geschlechtliche Differenzierung der Berufsstruktur in Deutschland für die Entwicklung des Gender Wage Gap seit Mitte der 1970er Jahre hat. Theoretisch untersuchen wir dafür drei unterschiedliche Mechanismen: 1) die Entwertung von frauentypischen Tätigkeitsinhalten sowie 2) die sinkende Nachfrage von spezifischem Humankapital in „Frauenberufen“ aufgrund des technologischen Wandels. Basis der Lohnanalysen ist ein innovativer Datensatz zu individuellen Löhnen im Lebensverlauf: die NEPS Startkohorte 6, die mit Registerdaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verlinkt ist und dadurch zusätzlich sehr valide Lohn- und Firmeninformationen für die Befragten enthält.
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektlaufzeit: April 2015 – November 2018 (2. Förderphase)
Kooperationspartnerinnen: Prof. Dr. Corinna Kleinert, Dr. Ann-Christin Bächmann, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V., Dörthe Gatermann, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V., Dr. des. Anna Erika Hägglund, Family Federation of Finland
Publikationen:
Althaber, A., Leuze, K. (2020): Der Einfluss der beruflichen Geschlechtersegregation und beruflicher Arbeitszeitarrangements auf Teilzeitarbeit. Gleiche Übergangsbedingungen für Frauen und Männer? Sonderband “Berufe und soziale Ungleichheit” der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, herausgegeben von Christian Ebner, Andreas Haupt und Britta Matthes, online first. https://doi.org/10.1007/s11577-020-00666-3.
Bächmann, A.-C., Gatermann, D. (2017): The duration of family-related employment interruptions – the role of occupational characteristics. Journal for Labour Market Research 50, 143–160.
Hägglund, A.-E., Bächmann, A.-C. (2017): Fast Lane or Down the Drain? Does the Occupation Held Prior to Unemployment shape the Transition Back to Work? Research in Social Stratification and Mobility 49, 32-46.
Hausmann, A.-C., Kleinert, C., Leuze, K. (2015): Entwertung von Frauenberufen oder Entwertung von Frauen im Beruf? Eine Längsschnittanalyse zum Zusammenhang von beruflicher Geschlechtersegregation und Lohnentwicklung in Westdeutschland. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 67, 217–242.
Hausmann, A.-C., Zucco, A., Kleinert, C. (2015): Berufspanel für Westdeutschland 1976-2010 (OccPan). Dokumentation zur Erstellung und Anonymisierung. FDZ-Methodenreport, 09/2015, Nürnberg.
Hausmann, A.-C., Kleinert, C. (2014): Berufliche Segregation auf dem Arbeitsmarkt: Männer- und Frauendomänen kaum verändert. IAB-Kurzbericht 09/2014, Nürnberg.