Forschung

Aktuelle Forschungsprojekte

Die inhaltliche Forschung des Arbeitsbereichs konzentriert sich auf drei unterschiedliche Themenschwerpunkte, deren gemeinsame Perspektive in der quantitativen Lebensverlaufsforschung begründet ist: (Hochschul-)Bildung, Arbeitsmarkterträge sowie soziale Ungleichheit, z.B. nach sozialer Herkunft, Geschlecht oder Ethnizität. Damit tragen wir zu den zentralen Forschungsthemen #Ungleichheit, Klassen- und Eigentumsverhältnisse und #Geschlechterverhältnisse, Care und Soziale Reproduktion des Instituts für Soziologie bei.

Unser zentrales Anliegen ist zu verstehen, welche Bedeutung nationale Institutionen sowie individuelle Entscheidungsprozesse für die Strukturierung von ungleichen Bildungs- und Erwerbsverläufen haben. Beispielsweise untersuchen wir, warum junge Frauen nach wie vor andere Studienfächer und Berufe wählen als junge Männer und wie dies zur Reproduktion von Geschlechterungleichheiten im Arbeitsmarkt beiträgt; warum Jungen und Jugendliche mit Migrationshintergrund heute im Bildungssystem benachteiligt sind; warum die soziale Herkunft von Studierenden auch die Fächerwahl beeinflusst und welche Konsequenzen dies für den Studienverlauf hat; oder inwiefern Studiengebühren tatsächlich herkunftsbedingte Ungleichheiten im Hochschulsystem reproduzieren.

Unsere Forschungsprojekte beinhalten grundsätzlich theoriebasierte empirische Analysen sozialer Phänomene. Die primär mit quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung durchgeführten Untersuchungen basieren meist auf Sekundärdaten repräsentativer Bevölkerungsumfragen sowie auf eigenen, mittels unterschiedlicher Verfahren (schriftlich, telefonisch und digital) erhobenen Daten. Zunehmend nutzen wir auch qualitative Forschungsmethoden sowie methodenintegrative Designs, um ein umfassenderes Bild der sozialen Wirklichkeit zu erhalten. Mit Blick auf statistische Methodenforschung steht die statistische Modellierung, z.B. von Mehrebenenmodellen, Interaktionseffekten und fehlenden Daten im Vordergrund.

Forschungsprojekte zu Geschlechterungleichheiten

Prof. Dr. Kathrin Leuze: Berufliche Geschlechtersegregation und ihre Bedeutung für die (Re-)Produktion von Geschlechterungleichheiten im deutschen Arbeitsmarkt (gefördert durch die DFG)

In Deutschland ist das Berufsprinzip zentral für die Verbindung zwischen (Aus-)Bildungssystem und Arbeitsmarkt und daher besonders relevant für die Genese von Ungleichheiten über den Lebensverlauf. Das Projekt untersucht daher die Bedeutung des Berufsprinzips für die (Re-)Produktion von Geschlechterungleichheiten im deutschen Arbeitsmarkt. In der ersten Projektphase haben wir zunächst die Entwicklung beruflicher Geschlechtersegregation zwischen 1976 und 2010 für Deutschland dargestellt und analysiert, wie der Frauenanteil in Berufen kausal mit anderen Berufsmerkmalen, z.B. dem beruflichen Lohnniveau oder dem Teilzeitanteil zusammenhängt. Die Ergebnisse dieser Analysen werden dazu genutzt, den Einfluss dieser beruflichen Merkmale auf nicht-monetäre Aspekte der Arbeitsmarktungleichheiten zwischen Frauen und Männern zu untersuchen. In der zweiten Projektphase untersuchen wir, welche Bedeutung die geschlechtliche Differenzierung der Berufsstruktur in Deutschland für die Entwicklung des Gender Wage Gap seit Mitte der 1970er Jahre hat. Theoretisch untersuchen wir dafür drei unterschiedliche Mechanismen: 1) die Entwertung von frauentypischen Tätigkeitsinhalten sowie 2) die sinkende Nachfrage von spezifischem Humankapital in „Frauenberufen“ aufgrund des technologischen Wandels. Basis der Lohnanalysen ist ein innovativer Datensatz zu individuellen Löhnen im Lebensverlauf: die NEPS Startkohorte 6, die mit Registerdaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verlinkt ist und dadurch zusätzlich sehr valide Lohn- und Firmeninformationen für die Befragten enthält.

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektlaufzeit: April 2015 – November 2018 (2. Förderphase)
Kooperationspartnerinnen: Prof. Dr. Corinna Kleinert, Dr. Ann-Christin Bächmann, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V., Dörthe Gatermann, Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V., Dr. des. Anna Erika Hägglund, Family Federation of Finland

Publikationen:

Althaber, A., Leuze, K. (2020): Der Einfluss der beruflichen Geschlechtersegregation und beruflicher Arbeitszeitarrangements auf Teilzeitarbeit. Gleiche Übergangsbedingungen für Frauen und Männer? Sonderband “Berufe und soziale Ungleichheit” der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, herausgegeben von Christian Ebner, Andreas Haupt und Britta Matthes, online first. https://doi.org/10.1007/s11577-020-00666-3.

Bächmann, A.-C., Gatermann, D. (2017): The duration of family-related employment interruptions – the role of occupational characteristics. Journal for Labour Market Research 50, 143–160.

Hägglund, A.-E., Bächmann, A.-C. (2017): Fast Lane or Down the Drain? Does the Occupation Held Prior to Unemployment shape the Transition Back to Work? Research in Social Stratification and Mobility 49, 32-46.

Hausmann, A.-C., Kleinert, C., Leuze, K. (2015): Entwertung von Frauenberufen oder Entwertung von Frauen im Beruf? Eine Längsschnittanalyse zum Zusammenhang von beruflicher Geschlechtersegregation und Lohnentwicklung in Westdeutschland. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 67, 217–242.

Hausmann, A.-C., Zucco, A., Kleinert, C. (2015): Berufspanel für Westdeutschland 1976-2010 (OccPan). Dokumentation zur Erstellung und Anonymisierung. FDZ-Methodenreport, 09/2015, Nürnberg.

Hausmann, A.-C., Kleinert, C. (2014): Berufliche Segregation auf dem Arbeitsmarkt: Männer- und Frauendomänen kaum verändert. IAB-Kurzbericht 09/2014, Nürnberg.

Prof. Dr. Kathrin Leuze: Die Bedeutung von horizontaler Segregation nach Studienfächern für Bildungs- und Arbeitsmarktungleichheiten zwischen hochqualifizierten Frauen und Männern

Das Forschungsprojekt fokussiert auf Geschlechterungleichheiten unter hochqualifizierten Frauen und Männern im Studium und auf dem Arbeitsmarkt und fragt, welche Bedeutung der geschlechtstypischen Studienfachwahl diesbezüglich zukommt. Einerseits können sind Frauen heutzutage höher qualifiziert sind als Männer, erhalten bessere Noten und schließen häufiger ein Hochschulstudium ab. Andererseits sind sie im Arbeitsmarkt nach wie vor benachteiligt und haben im Anschluss an ihr Studium ein größeres Risiko, gar nicht oder Teilzeit beschäftigt zu sein bzw. sie arbeiten in anderen Berufen und statusniedrigeren Positionen. Da Frauen nach wie vor andere Fächer studieren als Männer, untersucht das Projekt, welche Bedeutung die horizontale Segregation von Studienfächern einerseits für Geschlechterungleichheiten im Studienerfolg, vor allem mit Blick auf Studienfachwechsel, und andererseits für die Entwicklung von ungleichen Arbeitsmarktchancen im Lebensverlauf von akademisch gebildeten Frauen und Männern hat.

Kooperationspartner*innen: Prof Dr. Susanne Strauß, Jasmin Meyer, Universität Konstanz

Publikationen:

Leuze, K., Strauß, S. (2016): Why do occupations dominated by women pay less? How ‘female-typical’ work tasks and working time arrangements affect the gender wage gap among higher education graduates. Work, Employment and Society, 30, 802-820.

Leuze, K., Strauß, S. (2014): Female-typical Subjects and their Effect on Wage Inequalities among Higher Education Graduates in Germany. European Societies, 16/2, 275-298.

Leuze, K., Strauß, S. (2013): Die Bedeutung von typisch „weiblichen“ Studienfächern für Lohnungleichheiten zwischen Akademikerinnen und Akademikern. Career Service Papers 11/2013, 37-54.

Leuze, K., Strauß, S. (2009): Lohnungleichheiten zwischen Akademikerinnen und Akademikern: der Einfluss von fachlicher Spezialisierung, frauendominierten Fächern und beruflicher Segregation. Zeitschrift für Soziologie 38/4, 262-281.

Leuze, K., Rusconi, A. (2009): Should I Stay or Should I Go? Gender Differences in Professional Employment. WZB Discussion Paper Nr. SP I 2009-501, Wissenschaftszentrum Berlin, Berlin.

Prof. Dr. Kathrin Leuze: Individuelle und institutionelle Einflussfaktoren auf geschlechts(un-)typische Berufsaspirationen im Jugendalter

Aus der Literatur ist es hinlänglich bekannt, dass Frauen und Männer in anderen Berufen arbeiten und dass diese geschlechtstypische „Berufswahl“ mit ungleichen Arbeitsmarkterträgen einhergeht. Allerdings ist bislang immer noch wenig darüber bekannt, warum sich junge Frauen und Männer für unterschiedliche Berufe interessieren und warum sich die geschlechtstypischen Berufsaspirationen zwischen industrialisierten Ländern unterscheiden. Daher untersucht das Projekt in einem ersten Schritt mögliche Einflussfaktoren für die Entwicklung von geschlechts(un-)typischen Berufsaspirationen und fokussiert auf die Bedeutung von Kompetenzen und Noten, das Elternhaus sowie das schulische Umfeld. In einem zweiten Schritt werden diese Analysen auf 30 Länder der EU und der OECD ausgeweitet. Untersucht wird zum einen, inwiefern kulturelle und institutionelle Länderunterschiede die geschlechtsstereotypen Berufserwartungen beeinflussen, und zum anderen, ob sich dadurch auch Länderunterschiede in den Präferenzen für MINT Berufe (Mathematik, Ingenieurswissenschaften, Naturwissenschaften, Technik) erklären lassen.

Kooperationspartner: Prof. Dr. Marcel Helbig, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Universität Erfurt, Dr. des. Anna Erika Hägglund, Bath University UK

Publikationen:

Hägglund, A. E., Leuze, K. (2020): Gender differences in STEM expectations across countries: How perceived labor market structures shape adolescents’ preferences. Journal of Youth Studies, online first. https://doi.org/10.1080/13676261.2020.1755029Externer Link.

Leuze, K., Helbig, M. (2015): Why do girls' and boys’ gender-(a)typical occupational aspirations differ across countries? How cultural norms and institutional constraints shape young adolescents’ occupational preferences. WZB Discussion Paper Nr. P 2015-002, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, http://bibliothek.wzb.eu/pdf/2015/p15-002.pdf.

Helbig, M., Leuze, K. (2012): „Ich will Feuerwehrmann werden!“ Zur Bedeutung von Kompetenzen, Noten und elterlichen Vorbildern für die Ausprägung geschlechts-
(un-)typischer Berufsaspirationen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 64, 91–122

Prof. Dr. Kathrin Leuze: Persönlichkeit oder soziales Umfeld? Welche Einflussfaktoren bedingen ein Verbleiben von jungen Frauen in der „leaky tech pipeline“? (gefördert durch die DFG)

Das Projekt fokussiert die Erforschung von drei entscheidenden Bildungsübergängen im akademischen und beruflichen Werdegang junger Frauen: 1. die Ausbildung von Aspirationen für einen mathematisch-/naturwissenschaftlichen und/oder ingenieur-/technikwissenschaftlichen Beruf in der Sekundarschule sowie den Übergang in ein entsprechendes Studienfach, 2. die Entscheidung in den ersten Semestern für (oder gegen) einen Studienfachwechsel und den erfolgreichen Abschluss in den o.g. Bereichen sowie 3. den Übergang vom erfolgreichen Studium in einen MINT-Beruf. Die systematische Unterscheidung der Fächergruppen dient der Erklärung von Unterschieden innerhalb des MINT-Bereiches. Zudem werden lediglich Frauen untersucht, um deren Verbleib in der „leaky tech pipeline“ besser nachvollziehen zu können und Variationen innerhalb der Geschlechterkategorie auszumachen. Dazu betrachten wir insbesondere das Zusammenspiel von Persönlichkeit und sozialen Einflussfaktoren. 

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektlaufzeit:
April 2020 – Juli  2022
P
rojektmitarbeiter: Ralf Minor                                                                                                           Kooperationspartner*innen: Prof Dr. Susanne Strauß, Universität Konstanz

Präsentationen:

  • Stefani, Antje; Minor, Ralf; Leuze, Kathrin; Strauss, Susanne (2021): Is there really such a thing as a “leaky STEM pipeline”? Evidence from Germany, ECSR Annual Conference 2021
  • Stefani, Antje; Minor, Ralf; Leuze, Kathrin; Strauss, Susanne (2021): Is there really such a thing as a “leaky STEM pipeline”? Evidence from Germany, 28th Annual Workshop of the European Research Network on Transitions in Youth
Dr. Simon Bohn: Faktoren der Berufswahl männlicher Pfleger – Ein systematischer Review (Impacts on occupational choices of male nurses – a systematic review) (gefördert durch die Förderlinie Impulse der Universität Jena)

In dem Forschungsprojekt Faktoren der Berufswahl männlicher Pfleger – Ein systematischer Review (Impacts on occupational choices of male nurses – a systematic review) entwickeln wir eine Synthese des internationalen Forschungsstands zur Berufsorientierung männlicher Pfleger. Die Untersuchung zielt darauf ab, Unterstützungsfaktoren aber auch Herausforderungen der Berufswahl von Pflegern zu bestimmen. Dabei rücken sowohl intrinsische als auch extrinsische Motive atypischer Berufswahlen bei Männern in den Fokus. Für den Forschungsüberblick werden qualitative und quantitative empirische Studien aus dem Zeitraum von 1995 bis 2020 analysiert. Durch den internationalen Vergleich von Berufsorientierungen männlicher Pfleger werden Potentiale für die Fachkräftegewinnung – nicht zuletzt mit Blick auf die Arbeitsmarktintegration von jungen Männern mit Migrationshintergrund – aufgezeigt. An dem systematischen Review arbeitet seit April 2020 ein Team unter der Leitung von Simon Bohn am Lehrstuhl für Empirische Methoden und Sozialstrukturanalyse, wobei es u.a. auf Fördermittel des Nachwuchsförderprogramms IMPULSE 2019 der Friedrich-Schiller-Universität Jena zurückgreift.

Förderung:  IMPULSE 2019 der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Projektlaufzeit:
2020 – 2021

Publikationen: 

Bohn, S. (2020), Altenpflege: Männersache?! - Die Konstruktion beruflicher Passungsverhältnisse in der Anwerbung männlicher Pfleger. In: Martin Dinges (Hrsg.), Männlichkeiten und Care. Selbstsorge, Familiensorge, Gesellschaftssorge. Weinheim: Beltz Juventa, S. 279-296.

Dr. Charlotte Büchner: Entwicklungsaufgaben und geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten (Habilitationsprojekt)

Das Habilitationsprojekt setzt sich mit differentiellen schulischen Leistungen und Bildungserfolgen von Jungen und Mädchen auseinander. Bisherige Studien zeigen, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der schulischen Bildungsbeteiligung und im Zertifikatserwerb vor allem im höheren Sekundarschulbereich zu finden sind und diese deutlich zugunsten der Mädchen ausfallen. Jungen sind proportional häufiger an Hauptschulen vertreten und verlassen die Schule häufiger ohne einen Abschluss, während Mädchen an Gymnasien überrepräsentiert sind und häufiger die Allgemeine Hochschulreife erlangen als Jungen. Aufbauend auf dem Konzept psychosozialer Entwicklungsaufgaben wird angenommen, dass Mädchen und Jungen zentrale Lebensbereiche im Jugendalter unterschiedlich bewältigen und dies im Zusammenhang mit ihren unterschiedlichen Bildungserfolgen steht. Für die empirische Untersuchung interessiert dabei die Frage, welche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben Bindung, Regeneration und Partizipation bestehen und inwiefern diese zu geschlechtsspezifischen Bildungsungleichheiten zuungunsten von Jungen beitragen. Neben dem Geschlecht wird auch das Bildungsmilieu der Jungen und Mädchen einbezogen, um im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem theoretischen Konzept differenziertere Erkenntnisse zu gewinnen. Die empirische Untersuchung basiert auf einer Fragebogenerhebung aus dem Jahr 2014, durchgeführt und finanziert durch den Lehrstuhl Allgemeine Erziehungswissenschaft und empirische Bildungsforschung der Universität Erfurt. Befragt wurden insgesamt 1.192 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen neun und zehn an deutschen Regelschulen und Gymnasien im Raum Mittelthüringen.

Projektlaufzeit: April 2017 – September 2021                                                                             Kooperationspartner: Prof. Dr. Florian von Rosenberg, Universität Erfurt

Forschungsprojekte zu herkunftsbedingten Ungleichheiten

Prof. Dr. Kathrin Leuze: Evaluation der Folgen von Studienstrukturreform und Hochschulexpansion für die Arbeitsmarkterträge von Hochschulabsolventinnen und -absolventen (gefördert durch das Leibniz Center for Science and Society)

Hochschulreformen wie z.B. die Einführung der gestuften Studienabschlüsse im Rahmen des Bologna-Prozesses, aber auch die Expansion der Hochschulbildung mit den steigenden Studierendenzahlen beeinflussen die Quantität und Qualität des Arbeitsangebots, das in den Arbeitsmarkt eintritt. Ziel des Projekts ist eine Evaluation der Auswirkungen der Einführung der gestuften Studienstruktur auf die Arbeitsmarkterträge von Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit unterschiedlichen Hochschulabschlüssen (traditionelle Abschlüsse, Bachelor und Master). Konkret verfolgt das interdisziplinäre Forschungsprojekt zwei übergreifende Forschungsfragen: 1. Wie und warum haben sich die Arbeitsmarkterträge von Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit unterschiedlichen Abschlüssen (traditionell, Bachelor, Master) über die letzten Jahrzehnte verändert? (Soziologie) 2. Können diese Veränderungen kausal auf die Einführung der gestuften Studienstruktur (BA und MA) oder die generelle Expansion des Hochschulsystems zurückgeführt werden? (Ökonomie). Damit möchte das Projekt die Auswirkungen der Veränderungen des Hochschulsystems durch Bildungsexpansion und Bologna-Prozess auf moderne Gegenwartsgesellschaften untersuchen, hier vor allem mit Blick auf den Arbeitsmarkt von Hochqualifizierten.

Förderung: Brückenprojekt des Leibniz Center for Science and Society (LCSS), Universität Hannover
Projektlaufzeit: April 2019 – März 2021
Kooperationspartner*innen: Prof. Dr. Stephan L. Thomsen, Dr. Martina Kroher, Johannes Trunzer, Leibniz Universität Hannover, Dr. Markus Lörz, Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)

Publikationen:

Leuze, K., Lörz, M. (2019): Bildungsverläufe im Hochschulbereich. In: Köller, O.; Hasselhorn, M.; Hesse, F.; Maaz, K.; Schrader, J.; Solga, H.; Spieß, K.C.; Zimmer, K. (Hrsg.): Das Bildungswesen in Deutschland. Bestand und Potenziale. Bad Heilbrunn: UTB Verlag Julius Klinkhardt, 629-662.

Lörz, M., Leuze, K. (2019): Der Masterabschluss als neues Distinktionsmerkmal? Zu Bedeutung der Studienstrukturreform für herkunftsspezifischer Einkommensunterschiede. In: Lörz, M.; Quast, H. (Hrsg.): Bildungs- und Berufsverläufe mit Bachelor und Master. Determinanten, Herausforderungen und Konsequenzen. Wiesbaden: Springer VS, 341-370.

Ralf Minor: Economic Issues in Higher Educational Pathways – Empirical Evidence on Whether and Where to Study and with Which Success (Dissertationsprojekt)

Das, der Hochschulforschung zuzuordnende, Dissertationsprojekt widmet sich den ökonomischen Einflüssen auf die Teilhabe, Durchführung und den Erfolg von tertiären Bildungswegen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Untersuchung von Aspekten der Sozialen Gerechtigkeit und Segregation bei unterschiedlichen Ausgangssituationen von Studierenden oder den Wirkungen politischer Interventionen. Die drei – im Rahmen dieser Dissertation entstehenden – Arbeitspapiere haben unterschiedliche Fokussierungen. Während Paper 1 die politische Intervention der Erhebung und Abschaffung von Studiengebühren auf Basis von Paneldaten untersucht, eruiert Paper 2 dieses Instrument und dessen unterschiedliche Ausprägungen mittels eines systematischen Reviews auf europäischer Ebene. Das dritte Paper untersucht Determinanten erfolgreicher Studienabschlüsse an deutschen Fachhochschulen auf Basis administrativer Individualdaten.

Projektlaufzeit: August 2019 – Juli 2022
Kooperationspartner: 
Prof. Dr. Matthias-Wolfgang Stoetzer, Ernst-Abbe-Hochschule Jena

Präsentationen:

  • Minor, Ralf (2021): The Rise of Private Higher Education in Germany: Did Public Tuitions Push Private Institutional Development?, EffEE PhD Workshop on Causal Analyses of School Reforms
Björn Seipelt: Bedingungen und Konsequenzen herkunftsspezifischer Studienfachwahl (Dissertationsprojekt, gefördert durch das Leibniz Center for Science and Society)

Das Dissertationsprojekt widmet sich der Frage, warum Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft unterschiedliche Studienfächer wählen und welche Konsequenzen sich daraus für den Studienverlauf und den Zugang zur Promotion ergeben. So wird erstens gezeigt, welche herkunftsspezifischen Ungleichheiten bei der Studienfachwahl bestehen und wodurch sich diese erklären lassen. Zweitens wird die Frage bearbeitet, welche Konsequenzen die herkunftsspezifische Studienfachwahl für den weiteren Studienerfolg von Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft hat. Drittens wird der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen die herkunftsspezifische Studienfachwahl für herkunftsspezifischen Ungleichheiten beim Zugang zur Promotion besitzt. Durch die Betrachtung von Ursachen und Konsequenzen des Phänomens an unterschiedlichen Zeitpunkten – vor Studienbeginn, im Studienverlauf und nach Studienabschluss - entsteht ein umfassendes Bild der empirisch vielfach bestätigten aber bisher noch nicht hinreichend erforschten herkunftsspezifischen Disparitäten bei der Studienfachwahl. Dabei liegt der Fokus stets auf der weitreichenden Bedeutung herkunftsspezifischer Studienfachwahl für die Reproduktion von sozialer Ungleichheit.

Projektlaufzeit: Oktober 2018 - März 2021                                                                                  Kooperationspartner: Dr. Markus Lörz, Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)

Das Dissertationsprojekt wird zum Teil im Rahmen des Brückenprojekts Studienfachwahl: Determinanten, Prozesse und soziale Reproduktion am Leibniz Center for Science and Society (LCSS)Externer Link  bearbeitet.

Forschungsprojekte zu migrationsbedingten Ungleichheiten

Katja Pomianowicz: Institutionelle Erklärungen für migrationsbedingte Bildungsungleichheiten in westlichen Gesellschaften (Dissertationsprojekt)

Im Rahmen der Promotion wird ergründet, inwiefern es im Laufe der Bildungswege von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu Unterschieden im Vergleich zu einheimischen Jugendlichen kommt und wie diese durch institutionelle Gegebenheiten des Bildungssystems beeinflusst werden. Das übergeordnete Ziel der Promotion liegt somit in der Ergründung der Ursachen der migrationsbedingten Bildungsungleichheiten, die über die individuellen und familiären Bedingungen hinausgehen und die spezifischen nationalen und schulischen Wirkungskontexte als zusätzliche Erklärungen thematisieren und ergründen. Die kumulative Promotion wird in drei Artikeln ergründen, wie sich die migrationsbedingten Bildungsunterschiede über den Lebensverlauf entwickeln. Der Schwerpunkt der jeweiligen Dissertationspapiere liegt in der ländervergleichenden Forschung, um die kontextuellen Faktoren auf der Institutionenebene und deren Einfluss zu untersuchen. Insbesondere wird hierbei der der institutionellen Stratifizierungsrades des Bildungssystems fokussiert, da die bisherige Forschung von einem erheblichen ungleichheitsfördernden Einfluss auf Bildungsungleichheiten ausgeht. Im Fokus der Promotion stehen Ungleichheiten in den schulischen Leistungen, in den Bildungsaspirationen sowie in den tertiären Bildungswegen zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund.

Projektlaufzeit: Oktober 2015 - März 2020

Weitere Inhalte am Arbeitsbereich Methoden der empirischen Sozialforschung und Sozialstrukturanalyse